Homiletik

Homiletik

Die Homiletik ist die Theorie der Predigt, welche das Zentrum des reformierten Predigtgottesdienstes darstellt. Im lutherischen Gottesdienst bilden Predigt und Abendmahl einen liturgischen "Doppelgipfel", wobei das Abendmahl auch entfallen kann. In der katholischen Messe bildet die Predigt einen integralen, aber keinen konstitutiven Bestandteil der Liturgie. An der liturgischen und theologischen Bedeutung der Predigt kommen die Konfessionsunterschiede besonders prägnant zum Ausdruck. Während der evangelische Gottesdienst ein Verkündigungsgeschehen im Medium des Wortes darstellt, zielt die katholische Messfeier auf das Sakrament der Eucharistie. Entsprechend deutlich unterscheiden sich die theologischen Curricula evangelischer und (christ-)katholischer Fakultäten. Die exegetisch informierte und systematisch reflektierte Auslegung eines Bibeltextes stellt die Zielgestalt derjenigen theologischen Kompetenz dar, welche an einer evangelischen Fakultät erworben wird. Im katholischen Theologiestudium kommt der Homiletik dagegen nicht dieselbe zentrale Bedeutung zu.

Es wird unterschieden zwischen prinzipieller (Wesen der Predigt), materialer (Inhalt der Predigt) und formaler Homiletik (Gestaltung der Predigt). Grundlegend sind zudem historische (Geschichte der Predigt) und empirische Zugangsweisen. Insbesondere die Rezeptionsforschung spielt eine zunehmend wichtige Rolle. Seit der empirischen Wende sind es die Kommunikationswissenschaft (K.-F. Daiber), die Lernpsychologie (D. Trautwein), die Rhetorik (G. Otto) und die Semiotik (W. Engemann, M. Meyer-Blanck), welche die homiletische Theoriebildung im deutschsprachigen Protestantismus prägen. Aber auch Ansätze der nordamerikanischen New Homiletic (D. Buttric, E. Lowry), welche den Handlungscharakter der Predigt reflektiert, gewinnen an Einfluss (M. Nicol, A. Deeg).

Die am Kompetenzzentrum entstehenden Forschungsarbeiten im Bereich Homiletik befassen sich mit lernpsychologischen, semiotischen, performativen und geschlechtertheoretischen Ansätzen.